Mein Leben ohne Maske
Zuerst muss ich was loswerden: Mir fällt es nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen, aber ich habe mich nun bewusst dafür entschieden, es zu tun. Ich zeige euch und vor allem den ganzen Klugscheißern und Zweiflern, wie es hinter der Fassade aussieht. Das Leben ohne meine Maske.
Wie kommt es eigentlich zu Depressionen?
Natürlich passiert das nicht von heute auf morgen, dass man einfach so eine Depression hat. Doch es fühlt sich so an, denn es ist ein schleichender Prozess. Wie bei einem Schnupfen. Erst spürt man, das man etwas schlapp ist, aber man denkt sich nichts dabei und reißt sich zusammen. „Jeder andere stellt sich auch nicht so an, wenn er mal ein bisschen müde oder kaputt ist, dann habe ich auch nicht das Recht dazu. Ich bin doch eine starke Persönlichkeit. Das geht bestimmt in den nächsten Tagen wieder. Also weitermachen, als wäre nichts.“ Diese Gedanken begleiten einen häufig in der Anfangs-Phase, in der sich das Ganze einschleicht. Doch dieses komische Gefühl hört nicht auf. Es verschlimmert sich sogar. Das Aufstehen fällt immer schwerer. Jede Minute fühlt sich wie eine Stunde an. Im Allgemeinen wird mit der Zeit alles zu einer Art Last. Man fühlt sich verloren und hilflos, weiß aber einfach nicht, woher das alles kommt. Man spürt, etwas ist anders, aber man weiß nicht was. Also weitermachen! Dann fängt es an, dass die kleinsten alltäglichen Dinge zur Herausforderung werden. Wäsche waschen..: „Wohin kommt noch mal das Waschmittel und in welches Fach der Weichspüler? Hilfe, reiß dich zusammen! Das weißt du doch! Sowas kann man nicht vergessen!… Es fällt mir einfach nicht mehr ein, was ist nur los mit mir?!“ Und schon fließen die ersten Tränen. Und warum? Weil man nicht mehr weiß wohin welches Waschmittel kommt und man sich selbst völlig bescheuert vorkommt. Man beginnt, Kleinigkeiten zu vergessen. Jegliche Konzentrationsfähigkeit ist von einem gegangen. Einkaufen? Mal abgesehen von dem Stresslevel, was einfaches Einkaufen mittlerweile bei mir auslöst, geht da schon lange nichts mehr ohne Einkaufszettel.Diese Menschen, die wie verrückt in den Regalen rumwühlen, als wären sie das erste mal im Supermarkt. Völlig unstrukturiert herumirren, als hätten sie noch nie eingekauft. Diese Menschen, die einem auf die Finger gucken, was man aus dem Regal nimmt, die man sonst nie wahrgenommen hat, weil es einem schlicht und einfach egal war. Und dann hat man sich durch den Dschungel der Lebensmittel geschlagen und steht an der Kasse und muss warten. Warten, bis jeder seine gefühlten 100 Lebensmittel auf das Band gepackt hat. Vor Langerweile mit Blicken um sich werfen und mir das Gefühl geben, alle nur auf mich zu schauen. Es fühlt sich an, als seien durch meine „Unsicherheit“ alle Blicke auf mich gerichtet. „Wie sieht die denn aus? – Ah die kauft also Schokolade, na ein Salat wäre wohl besser bei der Figur. Die sieht ja völlig fertig aus. Und sowas mutet sie uns zu?! Unfassbar.“ Gesagt hat das natürlich keiner in Wirklichkeit, das sind alles nur meine Gedanken. Ohne dass ich das Ganze steuern kann. Plötzlich sind sie da. Einfach so. Wenn ich nicht wüsste, dass der Kühlschrank zu Hause leer ist, wäre ich schon längst geflüchtet, so unangenehm ist das Ganze für mich. Man steht vor der Haustür und weiß plötzlich nicht mehr, welcher Schlüssel der Richtige ist. Kurz schauen, ob mich keiner beobachtet, dann alle Schlüssel ausprobieren, bis einer passt. Geschafft. Rein in die Wohnung, Tür zu und weinend zusammenbrechen, weil man sich fragt, womit man das eigentlich verdient hat, einfach so zu verblöden. Wie soll man das denn jemandem erklären? früher oder später, bleibt einem der Besuch beim Arzt nicht erspart. Man muss seinem Arzt erzählen, das man bekloppt geworden ist. Einfach so. Von heute auf morgen. (so fühlt sich das Ganze zumindest an). Und entweder man hat Glück und der Hausarzt weiß, was los ist, und kann einem helfen oder man sollte sich schleunigst einen neuen Arzt zulegen. Denn damit ist wirklich nicht zu spaßen. Je länger man es rauszögert, dass man sich helfen lässt, desto länger dauert dann die Therapie. Somit seht ihr, dass man einfach mal so gar nichts dafür kann, psychisch krank zu sein. Man sucht sich das nicht aus. Man setzt sich nicht hin, schraubt ein bisschen an seinen Gedanken und Gefühlen herum und sagt sich : “ So, jetzt will ich Depressionen haben! Damit es mir offiziell schlecht gehen darf und ich Mitleid bekomme!“ Unwissende stellen sich das oft alles so einfach vor. Aber solch eine Krankheit kann man nicht provozieren wie bei einer Erkältung, indem man im Winter im knappen Kleidchen draußen herumläuft. Nein, sie ist einfach da. Und dann hat man den Scheiß!“
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