Depression ist eine Wolke
Ich starre aus dem Fenster, stelle mir vor, wie die Jahreszeiten an mir vorbeiziehen.
Eben noch trägt die Buche, deren Zweige zur mir hinüber ragen, grüne Blätter, bald schon färbt kältere Luft sie bunt, ehe sie schließlich ganz verschwinden.
Das Sofa gibt ein knarzendes Geräusch von sich, als ich meine Beine ausstrecke.
Ich blinzle.
Wo ist der Frühling geblieben?
Ich liege im Bett.
Meine Zehen sind kalt, ich stehe seufzend auf und ziehe mir dicke Wollsocken über die Füße.
Ich schlinge meine Arme um mich und schlurfe zurück ins Bett.
Schließe die Augen.
Warte darauf, dass der Schlaf mich erlöst.
Doch meine Gedanken sind zu laut.
Zu laut für meinen Kopf - zu leise für diese Welt.
Ich will ja glücklich sein, will, dass die Welt Sinn ergibt.
Doch das tut sie nicht.
Auf jeden Tag folgt elendig der Nächste.
Wir alle sind der unerbittlichen Schlinge der Zeit, der Gesellschaft, des Universums ausgesetzt.
Warum habe ich ein Bewusstsein, wenn ich doch in ihm gefangen bin? Wenn es doch zu stumpf ist, um Dinge wirklich zu begreifen?
Jeder Tag fließt stumm an mir vorbei, ein endloser Wirbel, ein ewig grauer Schleier.
Dieselben Gesichter, dieselben Gespräche.
Dieselben Gedanken.
Ich funktioniere.
Das merke ich.
Ich weiß, ich mache nichts falsch, und doch fühle ich mich verloren.
Ewigkeiten die zu Sekunden schrumpfen und die Zukunft auf einmal in unseren Schoß fallen lassen.
Mein Handy klingelt.
Eine Freundin fragt, ob ich am Wochenende mit ihr zu einem Konzert gehe.
Klar.
Es macht Spaß.
Das muss es ja.
Wieso würde sich sonst alles leichter anfühlen?
Mit dem Bier in der einen, sind wir frei für eine Nacht.
Alles dreht sich, doch diesmal ist der Strudel nicht gegen mich, ich lasse mich mitreißen, umarme ihn wie einen alten Freund und denke nicht nach.
Das ist es. Gedanken.
Es sind die Gedanken.
Ich blicke an mir runter.
Berühre meinen Arm, meine Finger.
Sie sind da, doch wo bin ich?
Depression ist wie eine Wolke.
Sie folgt mir und hüllt mich ein. Trübt meine Sicht, schwärzt meinen Tag.
Manchmal lässt sie sich verdrängen, doch sie ist zuverlässig, und kehrt zurück.
Genug.
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