Halt … (!) mich bitte fest
Immer wieder überkommt mich das Gefühl, allein zu sein, keinen Halt zu haben.
Ich fühle mich haltlos und damit einhergehend oft hilflos und überfordert.
Ich bleibe zumeist still. Wie soll ich mich erklären, wenn ich selbst im Grau nur schwimme?
Ich möchte es aber versuchen, meine Gedanken in Worte zu fassen.
Vielleicht kann ich die Gedanken „begreifbar“ und „greifbar“ machen – für Dich, als mein Gegenüber, ebenso wie für mich.
Stopp! Halt! Es ist mir zu viel.
Gestern noch war der Glaube an den richtigen Weg so groß, was ist nun schon wieder los?Wer erklärt mir dieses Auf und Ab?
Es zieht so viel Kraft – all diese Gedanken, sie lassen mich wieder schwanken.
Den einen Tag sprühe ich vor lauter Ideen, komme gar nicht hinterher, am nächsten Tag schon die Frage nach dem Wer – wertlos, so fühle ich mich.
Wieder ist da die Angst, sind da die Sorgen – geborgen?
Ich könnte wieder so tun, nach außen hin sichtbar in mir ruh`n – während das Karussell in mir sich dreht, rasend schnell.
Wo ist nur der Knopf zum Abschalten?
Irgendwer muss all das doch verwalten – Halt! – Stopp! – der Looping on top – so sehe ich das Gipfelkreuz im Nebel verschwinden, kann mich einfach nicht überwinden, Du wirst nur Leere in meinem Blick finden.
Und doch mache ich weiter wie bisher …
Komm, den einen Tag überstehst du schon
Sage ich mir jeden Morgen und jeden Abend hatte ich recht.
Nur reihen sich mit jedem Tag die Tage zu einem Leben aneinander,
das man eben nicht gelebt, sondern nur überstanden hat.
Und so sollte das nicht sein.
Durchhalten. Aushalten. Standhalten.
Sich richtig verhalten.
Die Haltung bewahren …
Ist das also MEIN Leben?
ICH … – … bist DU das???
Oft lege ich mir die Steine wohl selbst in den Weg …
Alles muss perfekt sein.
Alles versuche ich zu kontrollieren.
Und so denke ich und erdenke und überdenke und denke weiter bis alles verschwimmt, das Schwarz gewinnt, die Anspannung mich von innen zerreißt.
Da ist kein Ausweg dann zu sehen, es gehen Zweifel, Sorgen, Ängste und Unsicherheiten immer mit. Schritt für Schritt.
Ich breche ein, mal wieder, häufiger zuletzt.
Ich will nicht, dass es wieder so wird wie im Jahr zuvor … denke ich …
Die Tränen laufen, kullern über die Wangen – gefangen in dieser Enge sind meine Hände der einzige Schutz.
Sie greifen … ins Leere … auf der Suche nach Halt.
Halt … (!) mich bitte fest, ich selbst verliere mich.
Ein kurzer Satz nur, der jedoch so viel Gewicht trägt, so schwer wiegt, ich, die momentan wieder am Boden liegt.
Siegt die Kraft der Dunkelheit?
Ich hoffe nicht – ich suche doch eigentlich das Licht.
Ich wünsche mir die vielen bunten, so schönen Farben zwischen dem Schwarz und dem Weiß.
Doch ich erwarte von mir, was gar nicht zu leisten ist und lasse zu, dass dieser so hohe Anspruch mich von innen zerfrisst.
Immer wieder wird es dunkel, ich suche dann stets nach dem Sternengefunkel.
Schutzlos umhüllt mich die schwarze Nacht – sie lacht – und ich mache mich klein, möchte schrei`n, doch weiß, ich bin allein.
Allein in diesem Moment. Allein mit mir. Und sehne mich so sehr nach dem Halt....
Noch sehe ich also keinen Ausweg, finde nicht den Schalter, der umlegt.
Verharre, erstarre, bleibe einfach nur sitzen – still – einzig beginne ich zu ritzen, mit den Fingern feine Kerben in die Haut.
Nachgeschaut, sind keine Scherben zu finden und doch bin ich eingebrochen, zerbrochen meine eigene so mühsam aufgebaute neue kleine Welt – sie zerfällt.
Manchmal innerhalb schon weniger Sekunden, nur ein kurzer Moment schon reicht mir zu zeigen, meine Erkrankung ist nicht mal so eben überwunden.
Heute aber habe ich trotzdem Halt gefunden, bei Dir, dieses eine Mal fühle ich mich nicht allein.
Ich habe um Hilfe gebeten. Ich habe meinem Bedürfnis Ausdruck verliehen.
Gehalten werden. Ganz fest. Es zulassen. Nicht abwehren. Sich spüren. Das ist, was ein bisschen hilft. Dankbar – das bin ich.
Es ist ein kleiner Schritt nur. Aber ein Schritt von großer Bedeutung. Ich lasse zu, gehalten zu werden.
Ich bin mutig
Und am nächsten Morgen dann wähle ich den Schritt heraus aus meinem (Schnecken-)Haus.Ein neuer Tag beginnt.
Die Dunkelheit weicht.
Es dämmert.
Der Nebel verzieht sich, es klart auf.
Ein wunderbares Foto entsteht.
Ein Moment des Glücks und der Zuversicht erwacht.
Dieser Moment macht Mut, denn ich weiß, jede dunkle Stunde und jeder (Migräne-)Schmerz vergeht, das Karussell auch immer wieder steht und dann riskiere ich den Blick nach vorn, um zu leben bin ich gebor`n.
Ich halte an meinem Leben fest, gehe meinen Weg mutig weiter. Und doch …
Mutig sein, neue Wege einschlagen, nicht aufgeben …
Mein Weg. Er ist mutig.
Aber ich habe gerade keinen Mut, ich sehe nicht, was ich kann, was ich geleistet oder geschafft habe. Ich sehe nicht, wer ich bin und erst recht nicht, dass ich wertvoll sein könnte.Wie also soll ich mich erklären, wenn ich selbst in diesem Grau nur schwimme, keinen festen Boden finde, keine Hand zum Greifen sehe.
Du müsstest Deine schon in meine legen, damit ich dann vielleicht mich festhalten kann.
Und doch wüsste ich noch immer nicht, ob ich wirklich Halt fände, Sicherheit spüren könnte.
Denn ich habe Angst.
In so vielen Momenten ist es noch immer dunkel.
Ich fühle mich einsam, verzweifelt, hilflos und unsicher.
Ich suche nach Halt.
Ich selbst möchte mir diesen Halt geben können.
Halt finden bei mir.
Und diesen langen Weg, zu mir, gehe ich. Und das ist mutig.
Siehst du die kleine Blume am Wegesrand?
Sie hält jeglichem Wetter stand.
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